Museum im Koffer: Kinder lernen historische Papierherstellung
von Sophie Schwaab
Am 2. August versammelten sich die Teilnehmer des Ferienprogramms in der Gemeindebücherei, um sich unter Anleitung von Elke und Elisabeth vom "Museum im Koffer" der Papierherstellung zu widmen. Anhand von Anschauungsmaterial wie Papyrus, Pergament und Wachstafeln erfuhren die Kinder, was vor der Erfindung des Papiers als Schreibunterlage diente.
2000 v. Chr. in China erstmals hergestellt, fand das Papier erst vor 600 Jahre den Weg nach Deutschland, als Ulman Stromer die erste Papiermühle in Nürnberg errichtete. Zu dieser Zeit wurde Papier jedoch nicht aus Holz gemacht, so wie wir es heute kennen, sondern aus alten Lumpen. Die Lumpensammler zogen durch ihre Viertel, sammelten alte Kleidung und brachten sie zur Papiermühle. Dort angekommen wurden die Lumpen in einem Sortierzimmer nach Farbe und Art des Stoffes geordnet, anschließend klein geschnitten, eventuell vorhandene Knöpfe entfernt und in großen Bottichen zwei Wochen in Wasser eingeweicht.
Nach diesen Schritten wurde auf die Lumpen gehämmert, wodurch es sehr laut in der Papiermühle zuging. Der dabei entstandene Papierbrei (Zeug) kam in ein Wasserfass und wurde mit einer Krücke umgerührt. Der Papierschöpfer schöpfte nun mit Hilfe von Schöpfrahmen und -sieb das Papier. Der Gautscher stapelte 181 Papierbogen übereinander, jeweils getrennt mit einem Filz, und drückte mithilfe einer Presse das Wasser heraus. Zur weiteren Trocknung wurden die Bogen im Dachboden aufgehängt. Um das Verlaufen der Tinte zu verhindern, leimte man das Papier und für eine glatte Oberfläche sorgten meist Kinder, die das Papier zum Abschluss mit Steinen glatt geschliffen haben. Als besonderes Qualitätsmerkmal wurde damals mit "nagelfreiem Papier" geworben - nicht selten weichten den Papierschöpfern bei ihrer Tätigkeit die Hände auf und sie verloren ihre Fingernägel.
Nach der anschaulichen theoretischen Einführung durften die Kinder des Ferienprogramms selbst mit Schöpfrahmen und -sieb arbeiten und das so geschöpfte Papier am Gautschtisch mit Filzstoffen trocknen. Im Gegensatz zur früheren Papierherstellung wurden die einzelnen Bogen mit Hilfe von Bügeleisen geglättet und getrocknet.
Die Kinder lernten an diesem Tag, dass Papier ein wichtiger Rohstoff ist. So beträgt der Jahresverbrauch in Deutschland durchschnittlich 250 kg pro Kopf. Um Papier zu sparen wurde der Vorschlag gemacht, statt sich ein Buch zu kaufen, es in der Bücherei auszuleihen. Gute Idee!